Dienstag, 23. April 2013

Review | Tag der Gelassenheit 2013

Der beste Aussichtsturm des Lebens ist die Gelassenheit.

– Ernst Ferstl


Was ist eigentlich Gelassenheit? Wikipedia bietet dazu folgende Definition an: 
Gelassenheit, Gleichmut, innere Ruhe oder Gemütsruhe ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren.

Besonders schön ist auch das Gebet von Reinhold Niebuhr zum Thema Gelassenheit, das die meisten von Euch sicherlich schon einmal gehört haben.

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Diese beiden Definitionen passen doch schon sehr gut. Passend dazu bietet der tempus Verlag seit über einem Jahrzehnt  einen ganzen Tag zu dem Thema an: den Tag der Gelassenheit. Zum fünften Mal war ich nun dabei und habe mich auch dieses Mal wieder von den Geschichten der Redner inspirieren lassen. Gelassenheit ist in meinen Augen alles andere als ein Kinderspiel. Doch es ist lernbar. Ohne Frage. Der Schlüssel zur Gelassenheit ist in meinen Augen das Leben zu bejahen, Zuversicht und Vertauen zu haben und auch einmal das Zepter abzugeben. Das Schicksal und die Krisen, die jeden von uns im Leben ereilen, anzunehmen und sie als Aufgabe zu sehen und nicht als Strafe. Diese Krisen kommen, damit wir lernen damit umzugehen und gestärkt herauszugehen. Egal wie tief und schmerzhaft die Krise auch sein mag, man steckt nicht für den Rest des Lebens darin fest. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und es hilft, wenn man gelassener mit dem Schicksal, mit dem unfreundlichen Kollegen, dem mürrischen Nachbarn oder den “ich meine es doch nur gut”-Eltern umgeht. Das heißt keinesfalls, dass man diesen Menschen und Momente recht gibt oder die Meinungen hinnimmt, sondern dass man diese anerkennt. Gelassen zu bleiben heißt, einen liebevollen Blick auf die Dinge zu richten und eigene Lösungen zu finden. Lösungen, mit denen es einem selbst besser geht. Das tun, was einem wirklich selbst hilft. Ob es die gleichen Lösungen sind wie die der anderen und all denen, die es gut mit einem meinen, sei dahingestellt. Das kann zwar so sein, das muss aber nicht so sein.

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Doch wenn man den neutralen Blick auf sich selbst oder das eigene Leben nicht mehr herstellen kann, oder es einem etwas schwer fällt, sucht man sich Impulse im Außen. Das geht mir ganz genauso. Und am Tag der Gelassenheit bekomme ich davon zahlreiche.

Die Hauptredner der diesjährigen Veranstaltung haben auf die verschiedensten Arten deutlich gemacht, wie man mit Krisen umgehen und wie man die innere Stärke (wieder)finden kann. Besonders bewegt hat mich Joey Kelly. Ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht genau wusste wo ich ihn unter den professionellen Rednern einordnen soll. Ist er rhetorisch gewandt? Bringt er sein Thema interessant rüber? Kann er das Publikum begeistern? Kurz und knapp: JA zu all diesen Fragen. Joey Kelly sprach über das Thema “No Limits – wie schaffe ich mein Ziel”. Gepaart mit persönlichen Bildern und Videos seiner sportlichen Karriere (auch wenn ihn die meisten als Mitglied der Kelly Family kennen, ist er den meisten heute durch seine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen bekannt) hat er gezeigt, wie man seinen Geist und den eigenen Körper trainieren kann und weit über ein ursprüngliches Ziel bringen kann. Dieser Mann hat mich einfach nur fasziniert. Zum einen diese sportlichen Grenzgänge und zum anderen den Humor, den er an den Tag legt. Natürlich hat auch er die ein oder andere Kelly Family Geschichte erzählt und das Ganze so aufgelockert. Heute sieht er sich als Unternehmer und Sportler und weniger als Musiker. Aber dieser Teil gehört zu seiner Geschichte und hätte er zu Kelly-Family-Zeiten nicht mit seiner Schwester Patricia eine Wette abgeschlossen, hätte er vielleicht nie diesen ersten Triathlon absolviert, der der Startschuss für alle weiteren Wettkämpfe war. Wen dieses Thema ebenfalls interessiert, wird sicherlich in seinem Buch die passenden Antworten finden.

Ein Leckerbissen für die Ohren war auch Johannes Warth, der mit viel Comedy-Geschick und Oberschwäbischer Liebenswürdigkeit die “9 Hüte der 8samkeit” präsentiert hat. Was habe ich gelacht! Mit Wortspielen rund um den “Hut”, wie die “Vorhut”, “den Hut an den Nagel hängen”, “auf der Hut sein” und viele weitere, zeigt er die Wichtigkeit der Hüte in der heutigen Gesellschaft auf. Nicht im Sinne der Hutmode sondern den Rollen, die wir ausfüllen um persönlichen Erfolg einzufahren. Herrlich erfrischend. Und: hat mich nachdenklich gemacht.

Und wie auch letztes Jahr ist mein alljähriger Favorit der Autor und Illustrator Werner Tiki Küstenmacher. Ich habe mittlerweile wohl jedes Buch und liebe seine Vorträge, die er vor Ort und live illustriert. Dieses Mal ging es um den inneren Schweinehund, den es so in der Art (wissenschaftlich gesehen) gar nicht gibt. Und dennoch spüren wir ihn alle. Was steckt also wirklich dahinter? Was macht unser Gehirn da mit uns? All die Fragen hat er leicht verständlich erklärt (und meiner Versuch das ebenfalls zu tun würde an dieser Stelle kläglich scheitern) und natürlich passend illustriert. Immer wieder schön. Und dieses Mal habe ich auch endlich eines seiner Bücher signieren lassen. Er hat dieses aber nicht nur signiert, er hat auch eine Zeichnung für mich gemalt, die nicht besser zu mir passen könnte.

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Völlig gelassen habe ich abends die Heimreise von Neu-Ulm angetreten. Relaxt saß ich hinterm Steuer und bin meinem Weg gefolgt. Auch mal wieder ein herrliches Gefühl sich nicht von den hektischen Fahrern auf der Autobahn anstecken zu lassen (und das obwohl ich gerne schnell fahre). Aber es geht eben auch gelassen. Und so kommt man dann auch am Ziel an. Und mit einem Lächeln.

Den Rückblick zum Tag der Gelassenheit 2012 findet ihr hier.

4 Kommentare:

  1. Oh da wäre ich auch sehr gern gewesen! Toll!

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  2. Das klingt wirklich sehr motivierend, ich muss doch mal schauen, ob es in meiner Gegend auch so etwas gibt, einfach toll...

    LG
    Silberweide

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    1. Liebe Silberweide,

      leider weiß ich nicht wo in Deutschland Du bist, aber so etwas gibt es sicher auch in Deiner Gegend. Viele große Zeitungsverlage organisieren auch solche Veranstaltungen. Vielleicht kannst Du da mal recherchieren.

      Alles Liebe
      sue

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